Tuesday, August 11, 2015

Zunächst zog er unter Flagge und Schirmherrschaft einer speziellen Organisation (die ich an dieser Stelle nicht nennen will) in ein kleines ungarisches Dorf (Turia) im Osten von Rumänien, um dort mit einer lustigen Gesellschaft unter einfachsten Bedingungen zu leben. Schnell wurde das Zeltlager (auch ohne monarchische Strukturen) errichtet und mit Leben gefüllt. Kultureller Austausch fand nicht nur am allabendlichen Lagerfeuer, sondern auch bei gemeinsamen Wanderungen durch die märchenhaft schöne Natur Rumäniens, bei der gemeinsamen Arbeit am Lager oder den (von den Ältesten organisierten) Seminaren statt. Der Jüngling Max fühlte sich außerordentlich wohl in dieser herzlichen Gemeinschaft und nicht selten wurde seine Zeit von Geprächen mit Menschen erfrischt, die ihm Gedanken und Ideen offenbarten, auf die er zuvor noch nie gekommen war und die ihn stark beeindruckten. Bewegt war er auch von den Naturgewalten, die in viel reinerer und mächtigerer Form auftraten als in seiner fernen Heimat. Außerdem war er erleichtert, als er feststellte, dass auch die Menschen hier es verstanden, einen hervoragenden Gerstensaft zu brauen. Doch die Zeit verflog, wie sie es nur in besonders glücklichen Momenten unseres Lebens pflegt und schnell kam der traurige Moment des Abschieds. Die gemeinsame Zeit wurde von einem großen Fest gekrönt, das jeder auf seine Art und Weise zu bereichern wusste. Der Entschluss des Jünglings, mit dem einheimischen Teil der Gesellschaft im Land zu bleiben, stand allerdings fest.
Nun begann eine neue Zeit für ihn. In Begleitung seiner Vorgänger (ebenfalls freiwillige deutsche Exilanten) und seiner zukünftigen Schützlinge fuhr er in das kleine verschlafene Städtchen Székelykeresztúr.
Die folgende gemeinsame Zeit war von vielen verschiedenen Ausflügen und Eindrücken geprägt, die für ihn keinerlei Zeit für Müßiggang aufkommen ließ. Er lernte unter Anleitung seiner Vorgänger lokale Gepflogenheiten und Verhaltensweisen (so zum Beispiel das weitverbreitete stoppen). Aber er wurde auch in seine zukünftige Arbeit eingeführt und mit vielen Menschen bekanntgemacht, die für sein Wohlergehen sehr wichtig sein würden. Darunter auch einige Deutsche; allerdings von der "Konkurrenz" (--> so lächerlich das auch klingen mag, so traurig ist es auch zugleich. Die Sozialarbeit scheint ein Sektor wie jeder andere zu sein, bei dem hauptsächlich doch nur um Geld und Prestige geht, wofür Intrigen und/oder Eigenbrötlerei durchaus willkommene Mittel sind. Möge die Mission des Jünglings, solche Strukturen zu durchbrechen, erfolgreich sein!). Die Arbeit für ihn bestand und besteht auch noch darin, vernachlässigte, misshandelte und verachtete Waisenkinder, die auch noch in einem teilweise autonomen (ungarischen) Gebiet Rumäniens aufgewachsen sind (und damit verzweifelt eine Identität suchen), eine sinnvolle Freizeitgestaltung zu bieten, mit ihnen ins Gepräch zu kommen, um ihnen (und wenn auch nur moralisch) zu helfen und sie durch verschiedene Kurse selbstständiger zu machen. So macht er mit ihnen Ausflüge, Deutschunterricht, Kochkurse, Musik, Spiele und bastelt auch mit den Kleineren. Inwiefern die Arbeit allerdings effektiv ist, weiß leider nur Gott; falls es ihn gibt.
Lange Rede, gar kein Sinn: die Zeit war sehr schön für ihn, da er sich dank der herzlichen Aufnahme der Menschen in diesem Teil Rumäniens sehr schnell wohlfühlte, viel vereiste und viel von diesem wunderschönen Land sah. Umso schwerer viel ihm natürlich die Abschied von seinen Vorgängern, die ihm in dieser kurzen, aber intensiven gemeinsamen Zeit ans Herz gewachsen waren, die jedoch zurück nach Deutschland gingen, um neue Lebenswege einzuschlagen.
In dieser dunklen Stunde erreichte ihn ledoch die Nachricht, dass ihm für seine Arbeit ein rüstiger junger Herr zur Seite gestellt werden soll. Dieser kam direkt zu einem Freiwilligentreffen, das am folgenden Wochenende südlich von Schäßburg im schönsten Dorf Rumäniens (Apold) stattfand. Alle Freiwilligen Rumäniens trafen sich in einem ehemaligen Pfarrhaus (so eine Art Öko-Kommune, aber echt schön) der örtlichen Kirchenburg, um sich kennenzulernen und Erfahrungen und/oder Probleme auszutauschen. Diese Begnung zählte durchaus zu den schönsten Erinnerung des Jünglings und er ging gestärkt und mit neuen Ideen und vor allem einem neuen Kollegen (mit dem er sich übrigens prächtig verstand) zurück nach Keresztúr.....ach nein so wars geplant, aber da beide Chefinnen im Urlaub waren und den beiden Jungs keine selbständige Arbeit zugetraut wurde, blieben sie kurzerhand weitere zwei Wochen, um die Menschen dort mit einfachen Arbeiten zu unterstützen. Der Jüngling fühlte sich wie im Garten Eden, spürte den Einklang von Mensch und Natur, genoss den ihm so angenehmen (ruhigen) Lebensrhythmus und träumte viel vom Anarchosyndikalismus. Zwischendurch besuchten die beiden die Hochzeit ihrer Chefin (die erste Begegnung Thomas' mit seiner Chefin war deshalb etwas feierlicher als gedacht).
Anschließend kehrten die beiden zurück und begannen zu "arbeiten". Das angebotene wöchentliche Programm wurde nur sehr mäßig besucht, weshalb die enstandenen Freistunden mit diversen Botengängen für die Chefin oder Arbeiten auf der Baustelle im Nachbardorf (bei der Konkurrenz!) oder Arbeiten auf der Baustelle in der eigenen Wohnung gefüllt wurden. Nach anfänglicher Ernüchterung wurde das Programm schließlich besser besucht und die beiden begannen die zahlreichen Ideen des ideenreichen Thomas' so gut es geht realisieren...

Der Jüngling vertrieb sich mit seinem treuen Gefährten seine (Frei)Zeit mit Ausflügen nach




Nach dem letzten beendeten Wochenprogramm fuhr der Jüngling mit dem Zug die ganze Nacht hindurch nach Hermannstadt, um mit anderen Freiwilligen dem Wandern zu frönen (wasn Romantikermotiv!). Die Fahrt war garstig und kalt und bot keine Zeit für Schlaf, der Morgen allerdings war umso schöner. Der Weg war anfangs unbeschwehrlich und sehr schön, bald jedoch wurde die muntere Truppe von 12 Menschen von Schneeüberrascht. Schnell wurde der Weg steiler und die Pausen verkürzt, um nicht zu sehr auszukühlen. Hütten am Wegesrand wurden mit zunehmender Sehnsucht betrachtet, da ein Nachtlager nicht sicher war. Schliesslich kämpften sich die Gefährten nur noch verbissen dem Sonnenuntergang entgegen bis die verhängnisvolle Nachricht laut wurde, dass sie einen Abzweig verpasst hatten. Missmutig stolperten sie durch die Dunkelheit zurück, einem Laternenlicht entgegen. Sie glaubten, auf ein verlassenes Dorf getroffen zu sein, bis sie schliesslich doch ein erleuchtetes Haus sahen. Ironischerweise wurde der pazifistisch eingestellten Gruppe vom Rumänischen Militär Asyl angeboten, was sie dankbar annahmen. Völlig erschöpft sanken die meisten sofort in die Betten und genossen den unglaublichen Luxus eines Kachelofens. Nach einem sehr erholsamen Schlaf brach die Gruppe am nächsten Morgen zum Rückweg auf, der sich als weniger anstrengend entpuppte. Erschöpft, aber erfüllt von den gemeinsamen Erlebnissen trennten sie sich schliesslich. Der Jüngling blieb noch eine weitere Nacht bei zwei der zahlreichen Freiwilligen aus Sibiu, um am nächsten Tag seinen Pass abzuholen.
Den wird er für kommende Reisen brauchen....



Angeregt durch die Idee eines treuen und erfahrenen Freundes, der das tüchtige Zimmererhandwerk betreibt, machte sich der Jüngling mit ebendiesem Gefährten nach reiflicher Überlegung (eine Stunde) gen Osten auf, um von Brasov aus nach Chisinau, der Hauptstadt Moldawiens zu reisen. Von dort aus fuhren sie durch das defacto-Regime Transnistrien, das von den Russen als verbliebener Satellitenstaat gehalten wird. An der Grenze dieses öffentlich nicht anerkannten Staates wurden sie Opfer ganz unverschämter Korruption, sodass nicht versteckte Geldbeträge ohne grosse Verlegenheit sofort abgenommen wurden. Im Lande selbst wurde die die wirtschaftliche Monopolstellung des Herrn Sheriff an Tankstellen, Supermärkten und zwei nagelneuen Fussballstadien (die direkt nebeneinander stehen) sichtbar. Er hat übrigens auch das Monopol des Telekommunikationssektors, aber arbeitet gaaaanz bestimmt nicht mit der korrupten Regierung zusammen. Bei der Ausreise zogen die Grenzbeamten sehr traurige Gesichter, als sie erfuhren, ihre Kollegen ihnen nichts zum wegnehmen übriggelassen hatten. Die Ukraine offenbarte sich als sehr leer. Ausser einer Bahnlinie und ein paar Bäumen sahen die beiden einige Stunden nichts. Später fuhren sie an wahnsinnig armen Dörfern vorüber, die nicht einmal ihre Kirche vor dem Verfall bewahren konnten (und das bedeutet viel!). 
In Odessa angekommen, entdeckten sie sofort eine der tausend Vorzüge dieser Stadt: die riesigen Märkte. In grossen Hallen oder draussen kann man von den alltäglichsten Dingen bis zu den feinsten Delikatessen alles kaufen und probieren und es ist nicht mal teuer. Auch die Trödelmärkte waren nicht spärlich - Die beiden mutmassten, dass manche der Verkäufer ihr gesamtes Hab und Gut feilboten. Als sie sich satt gesehen hatten (wir müssen langsam in Zeitraffer übergehen) erkundeten sie die ausgesprochen schöne Stadt (sehr viele gut erhaltene alte Häuser), besuchten nahezu jedes Café der Stadt und gingen an den Strand. Nicht selten entdeckten die Reisenden kleine oder grössere Gruppen von Mädchen und Knaben der Marineschule in feinen schwarzen Uniformen. Die als solche erklärten Sehenswürdigkeiten gefielen den beiden nicht so gut, vielmehr waren sie von den zahlreichen riesengrossen Cheeps mit getönten Scheiben beeindruckt. Auch das Russisch bereitete ihnen mehr Wohlgefallen, als das Rumänisch, wenngleich sie weder das eine, noch das andere verstanden. Sie übernachteten in einem wunderbaren youth-hostel, das von einer jungen polnischen Familie betrieben und von noch drei Amerikanern in Anspruch genommen wurde. Einer von ihnen kam nach Osteuropa mit dem erklärten Ziel, die Liebe seines Lebens kennenzulernen. Abends gingen die drei in ein Strip-Lokal und anschliessend....naja....in ein ähnliches Etablishement.
Die zwei Gefährten allerdings verbrachten einen weiteren wunderbaren Abend bei einer guten Karaffe des besten Vodkas, den sie jemals getrunken haben und sicher auch trinken werden. Noch heute wird ihnen das Herze schwer, wenn sie an jenen köstlichen Götternektar zurückdenken.
Auf dem Rückweg umgingen sie die transnistrische Grenze und machten Halt in Chisinau. Allerdings gefiel ihnen die graue, vom Sozialismus stark geprägte Stadt überhaupt nicht und sie waren froh diese bald verlassen zu können. An der moldawischen Grenze wurden sie abermals Zeuge scheinbar selbstverständlicher Korruption (diesmal mit Vodka). Ausserdem wurde eine Frau, die gerade ihre Einbürgerung erwirkte und unzweifelhaft einem sehr alten Gewerbe nachgeht, direkt nach der rumänischen Grenze von einem grossen Wagen mit getönten Scheiben abgeholt.
Geprägt von den vielen Eindrücken und mit gemischten Gefühlen fuhren sie zurück ins Szeklerland.


Anmerkung: Die beiden vermuten, dass der Ami nicht die Liebe seines Lebens gefunden hat, aber das ist natürlich nur reine Spekulation.